Die Meji- Restauration

1868 bekam erstmals nach 250 Jahren wieder ein Kaiser politische Entscheidungsgewalt. Kaiser Mutsuhito. Mutsuhito führte viele Reformen durch, die Japan innerhalb weniger Jahre aus dem feudalen Mittelalter in die Neuzeit katapultieren sollte. Der Kaiser wollte einen Staat nach europäischem Vorbild schaffen. Das Ständesystem wurde abgeschafft. Offiziell ging die Regierungsgewalt an den Kaiser zurück, aber viele ehemalige Samurai nahmen immer noch großen Einfluss auf politische Entscheidungen. Die Rechte der Samurai wurden im Zuge der Reformen sehr stark beschnitten. Mit unter war es den ehemaligen Samurai nicht mehr erlaubt, Schwerter in der Öffentlichkeit zu tragen. Auch wurden die „Samurai- Krieger“ gegen eine moderne wehrpflichtige Armee ausgetauscht.

Die Anhänger der „alten“ Traditionen waren mit den Veränderungen nicht einverstanden und begannen gegen Mutsuhito zu rebellieren. 1877 sammelte Takamori Saigo traditionelle Samurai um sich und führte die letzte Schlacht gegen die kaiserliche Armee. Takamori und seine Anhänger verloren die Schlacht. Damit war die Zeit der Samurai endgültig vorbei. 1889 wurde eine Verfassung nach deutschem Vorbild verkündet. Japan war nun zu einem Rechtsstaat geworden und eiferte den westlichen Nationen nach.

morihiro-uechibaVor diesem geschichtlichen Hintergrund wurde 1883 der Begründer des Aikido,Morihei Ueshiba, geboren.Morihei wuchs in dem kleinen Fischerdorf Tanabe, der Präfektur Wakayama auf. In seiner Kindheit trainierte er Sumo. 1901 ging Morihei nach Tokyo und eröffnete einen kleinen Schreibwarenladen. Auf Grund einer Beriberi- Erkrankung musste er sein Geschäft aber wieder aufgeben und reiste zurück. In Tokyo entdeckte Morihei seine Leidenschaft für die Kampfkünste. Hier trainierte er Tenjin- Shinyo Ryu und Shinkage- Ryu.

1904 ging er zur japanischen Armee und war während des Russisch- Japanischen Krieges in der Mandschurai stationiert. Während seiner Militärzeit schrieb sich Morihei in das Yagyu- Ryu Dojo von Masakatsu Nakai ein, das in Sakai, nahe Osaka lag.         1908 bekam er von ihm die Lehrerlaubnis. Nach dem Austritt aus der Armee blieb Morihei ruhelos. Sein Vater ließ auf dem Grundstück der Familie ein Dojo bauen und lud den bekannten Lehrer Kiyoichi Takagi ein um dort zu unterrichten. Morihei stürzte sich auf das Training. Dennoch fühlte sich Morihei weiterhin unausgeglichen.

Dies änderte sich, als sich für ihn 1910 die Möglichkeit ergab, an einem Besiedelungsprojekt der Insel Hokkaido teilnehmen zu können. Nach zwei Jahren Planung brachen im März 1912 ca. 80 Personen auf, die noch unberührte, wilde Gegend von Shirataki (nordöstliches Hokkaido) zu besiedeln.

Im Jahr 1915 begegneten sich Morihei und Sokaku Takeda.

Sokaku wurde 1860 geboren. Also noch vor der Meji- Restauration. Er war Nachfahre einer alten Samuraifamilie. Die Samurai der Takeda galten auch als die gefürchteten Aizu- Krieger. Sie

Japan
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zogen 1868 gegen die kaiserlichen Truppen um das Tokugawa- Shogunat zu verteidigen, unterlagen aber auch, wie andere Clane gegen die kaiserliche Armee. 1875 begann Sokaku Takeda bei Tanomo Saigo die Geheimlehre „Oshiki Uchi“ zu erlernen. Tanomo war ein Verwandter von Takamori Saigo. Sokaku führte ein recht unruhiges Leben und reiste den Großteil seines Lebens durch das Land und verdiente sein Geld, in dem er Seminare abhielt oder an Schaukämpfen teilnahm. Ab 1888 begann er selbst damit Schüler zu unterweisen.

So war er 1915 auf Hokkaido unterwegs und hielt Seminare in seiner Kampfkunst, dem Daito Ryu Aikijutsu ab. Morihei reiste von Shirataki in das benachbarte Engaru und blieb einen Monat bei Sokaku um bei ihm zu lernen. Am Ende eines intensiven 30tägigen Trainings bekam Morihei die Lehrerlaubnis  I  von Sokaku. Bis 1919 lernte Morihei von Sokaku und begleitete ihn auf seinen Reisen auf Hokkaido.

1919 ereilte Morihei die Nachricht, dass sein Vater sehr erkrankt sei und er womöglich bald sterben werde. Morihei verließ abrupt Shirataki und machte sich auf den Weg nach Tanabe. Allerdings machte er auf dem Weg zu seinem Vater einen Umweg über Ayabe. Morihei hatte von einer neuen Religionsgemeinschaft gehört, die 1913 von Onisaburo Deguchi mitbegründet wurde. Dem Omoto- Kyo. Morihei war überzeugt von der Philosophie des Omoto-Kyo und ging, nachdem sein Vater verstarb, mit seiner Familie 1920 nach Ayabe um der Religionsgemeinschaft beizutreten. Hier brachte sich Morihei in landwirtschaftliche und bauliche Projekte ein, die neben Meditations- und Gebetssitzungen erledigt werden mussten. Auf Anregung von Onisaburo wurde Moriheis erstes Dojo errichtet. Das “Ueshiba Juku Dojo“. Hier unterrichte er vornehmlich die Mitglieder des Omoto-Kyo.

1924 machte sich Morihei mit Onisaburo und einer kleinen Gruppe des Omoto- Kyo auf die Reise in die Mongolei. Onisaburo witterte die Chance sich in dem politisch zerrissenen Land an einer Staatsneugründung beteiligen zu können, um hier einen neues „Himmelreich“ zu errichten. Onisaburo fühlte sich von Gott berufen, die Welt von allem Unheil befreien zu können. Allerdings wurde die Gruppe noch im selben Jahr von chinesischen Truppen festgesetzt und an die in der Mandschurei stationieren Japaner übergeben. Morihei und die Gruppe des Omoto- Kyo entkam hier nur knapp dem Tod. Die Chinesen hatten ursprünglich die Hinrichtung der „Eindringlinge“ geplant.

Japan war bereits zu einer Großmacht herangewachsen und hatte große Teile der Mandschurei eingenommen. Einige Jahre zuvor hatte es schon Korea annektiert. China wollte keinen Grund liefern um mit Japan Krieg führen zu müssen. So scheint es, dass sie Morihei und die Gruppe haben laufen lassen.

Nach dem „Großen Mongolischem Abendteuer“ verbreitete sich allmählich der Ruf, dass Morihei unbesiegbar sei.  1925 hatte er nach einem Wettkampf mit einem Marineoffizier eine „Erleuchtung“. Er erkannte, dass Budo nicht dazu benutzt werden sollte, Leben zu zerstören. Sondern alles Leben beschützen sollte. Durch diese Erleuchtung fühlte sich Morihei mit dem Universum im Einklang und verfeinerte die darauf folgenden Jahre immer weiter seine Kampfkunst. Morihei intensivierte im Alter von 40 Jahren noch einmal sein Training und ließ sich sogar mit scharfen Waffen angreifen. Dutzende erfahrene Budoka forderten Morihei zu einem Wettkampf auf. Aber es gab niemanden, der es mit ihm aufnehmen konnte.

Auf mehrmaliges bitten von General Isamu Takeshita zog Morihei 1929 mit seiner Familie nach Tokyo. Hier wurde 1931 das Kobukan- Dojo errichtet. Bis 1942 unterrichtete Morihei zusätzlich in Dojos, die dem Omoto- Kyo angehörten und an einigen Militärakademien. Hauptaktionsplatz blieb aber das Kobukan- Dojo in Tokyo. Doch ruhiger wurde das Leben von Morihei nicht.

1935, zu der Zeit als Moriheis Kunst den Namen „Aiki-Budo“ trug, wurde der Omoto-Kyo von der japanischen Regierung verboten. Onisaburo hatte damit begonnen paramilitärische Verbände zu gründen. Die Regierung fühlte sich bedroht und ließ Onisaburo verhaften. Er wurde wegen Hochverrat, Majestätsbeleidigung und Anstiftung zum bewaffneten Aufstand angeklagt und bis 1945 inhaftiert. Auch Morihei geriet durch die Verbindung zu Onisaburo ins Ziel der Fahndung. Wurde aber nicht angeklagt. Japan war immer noch dabei sein „Imperium“ weiter auszubauen. 1932 marschierten japanische Truppen in die Mandschurei ein und hielten es bis 1945 unter kämpfen mit den Chinesen besetzt. Im Dezember 1941 stieg Japan mit der Bombardierung von Pearl Harbor in den 2. Weltkrieg ein.

Morihei, der sinnlose Gewalt verabscheute, stand nun immer kritischer den Militärs gegenüber. 1942 zog er sich aus der Öffentlichkeit heraus und ging aufs Land nach Iwama. Weiter…